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Shownotes Episode 07

CV von Prof. Dr. Berger 

Auf der privaten Webseite von Prof. Dr. Berger können Werdegang, thematische Schwerpunkte sowie seine zahlreichen Publikationen nachgeschlagen werden,

z. B. seine Lehrbücher “Psychische Erkrankungen“, “Schwierige Gesprächssituationen in Psychiatrie und Psychotherapie“.

YouTube Video mit Prof. Dr. Berger zum Thema PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung)

Transkript der ersten Minuten:

A.B.: Ja, Herr Professor Berger, sehr schön, dass Sie bereit sind, ein Interview zu geben für unseren Podcast „Kritisches Denken“. Heute würde ich gerne mit Ihnen sprechen über das Thema „Evidenzbasierte Medizin“, insbesondere die aktuelleren Entwicklungen in der Psychotherapie, so unter dem Stichwort auch „Individualisierte Medizin“. Zunächst mal ist die Frage, was kann man eigentlich unter evidenzbasierter Medizin verstehen?

M.B.: Also evidenzbasierte Medizin hat ja so ihre wirklichen Anfänge in den Achtzigerjahren durch den englischen Epidemiologen Cochrane, der eben gesagt hat: „Das muss jetzt mal aufhören, dass die Therapien, die angewendet werden, eigentlich nur auf den Plausibilitäten und den Überzeugungen und klinischen Erfahrungen beruhen derjenigen, die die Therapie anbieten, ohne dass wirklich geklärt, ob sie im Hinblick auf Morbidität, Mortalität und Lebensqualität einen wirklichen Fortschritt gegenüber eine Placebo-Behandlung haben.“ Das war ein extrem einschneidender und wichtiger Schritt in der Medizin und hat zu einer deutlichen Verwissenschaftlichung geführt, in der die es eigentlich in der allgemeinen Medizin keinen Schritt mehr zurück gibt.

A.B.: Und es heißt, es geht eigentlich um den Schritt von der Eminenzbasierung zur Evidenzbasierung. Im Deutschen hat „Evidenz“ ja eigentlich die ursprüngliche Bedeutung „Augenschein“, aber es geht gerade darum, Belege zu finden für die Wirksamkeit von Behandlungen. Das ist so ein Übersetzungsfehler, etwas aus dem Englischen, weil dort geht es bei Evidenz um das Belegen.

M.B.: Gute Evidenzen können nicht immer durch randomisierte kontrollierte Studien erworben werden, das würde einfach ausufernd sein. Außerdem gibt es manche Dinge, die sind so überzeugend oder nicht in Frage zu stellen, dass man dazu keine randomisierten klinischen Studien braucht, aber wenn, dann sollten die klinischen Erfahrungen wirklich umfassend und kritisch sein und man sollte versuchen eben, zum Beispiel „conflicts of interest“ – also eigene Vorteilsnahmen, die man durch Anwendung der Therapien hat oder durch Vertretung einer bestimmten Therapie, sollte man ausschließen und sollte auf mögliche konfundierende Variablen achten und viel Interpretationsmöglichkeiten und natürlich auch auf Nebenwirkungen. Also es kann nicht alles nur über randomisierte kontrollierte Studien verlaufen, die Ermittlung von Evidenzen – aber das ist natürlich nur der Königsweg.

A.B.: Genau, randomisierte kontrollierte Studien wären sozusagen der Goldstandard von der evidenzbasierten Medizin und am liebsten noch Metaanalysen von möglichst vielen randomisierten kontrollierten Studien zu einer bestimmten Therapieform. Also eine randomisierte kontrollierte Studie bedeutet, ich habe eine bestimmte Behandlungsmethode, am einfachsten durchzuführen jetzt bei einem Medikament, ich habe das Medikament A, ich habe das Medikament B. Und dann habe ich Personen, die eine bestimmte Krankheit haben, die ich mit diesem Medikament behandeln möchte, und verteile diese Personen zufällig auf die beiden Gruppen – eine Gruppe bekommt ein Placebo und eine Gruppe bekommt das Medikament. Und dann wird die Wirksamkeit geprüft, wobei diejenigen, die die Wirksamkeit prüfen, auch nicht wissen, was welcher Patient eingenommen hat.

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