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Shownotes Episode 24

ETH-Webseite von Dr. Nils Güttler

AETHER Buchreihe

Intercom Verlag

Blog des Intercom Verlags

Merchants of doubt – Erik M. Conway, Naomi Oreskes

Behind the curve – Joshua P. Howe

Transkript der ersten Minuten:

P.B.: Hallo Nils! Willkommen im „Kritisches Denken-Podcast”!

N.G.: Hallo Philip!

P.B.: Ja, wir haben dich eingeladen, weil wir haben uns vor einer Weile mal unterhalten über einen Kurs, den du an der ETH gegeben hast. Vielleicht kannst du mal kurz so unseren Zuhörern sagen, um welchen Kurs es geht und vielleicht auch was dein Hintergrund ist und dann können wir von da aus weitergehen, weil wir wollen heute so ein bisschen darüber sprechen vor dem ganzen Klimawandel-Thema, das aber auch kritisch hinterfragen. Wie solide ist das Wissen, was wir über das ganze Thema haben? Was wissen wir vielleicht nicht? Letzte Woche haben wir mit einer Kollegin aus dem Departement von dir gesprochen, mit Nadja El-Kassar, über den sinnvollen Umgang mit Unwissen. Und sicherlich kommen wir da auch drauf zu sprechen, was ein sinnvoller Umgang mit dem Wissen, was wir haben, ist. Wir wollen auch sprechen über Greta Thunberg und welche Rolle sie da spielt. Ja, vielleicht magst du einfach mal damit anfangen.

N.G.: Okay, ja, also ich habe den Kurs, den du erwähnt hattest, der fand im letzten Herbstsemester statt. Er hieß Klimagesellschaft-Politikwissenschaft, Klima der Obertitel, es ging also um eine Geschichte der Klimawissenschaften eigentlich. Das… beim Kern dieses Seminars eigentlich so, dass das Thema– ich selbst bin Wissenschaftshistoriker, also sprich, mich interessieren solche Diskussionen, die du gerade erwähnt hast, eben um Greta, um die Politik der Klimawissenschaften, die momentan halt überall präsent ist, vor allem auch aus historischer Perspektive und in dem Seminar ging es letztlich darum, zu fragen: „Was kann eigentlich auch eine historische Perspektive zu diesen aktuellen Diskussionen hinzufügen?“ Das sehen wir vielleicht auch, wenn wir in die Geschichte gucken klarer über Probleme oder auch vielleicht wiedergehende Konstellationen zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, die vielleicht heute auch wieder interessant sind.

P.B.: Und ich habe ja erwähnt, Greta Thunberg, du fängst an zu grinsen, ist ein Lieblingsthema von dir?

N.G.: Nein, tatsächlich finde ich es momentan, also es ist für mich gerade eins der – sicherlich nicht für mich persönlich, sondern für viele Leute – sicherlich eines der spannendsten und interessantesten Phänomene in dieser öffentlichen Diskussion um Klimawandel, um Klimapolitik und ich bin selber teilweise immer sprachlos, was sie macht und wie sie das macht und deswegen musste ich glaube ich gerade vor allem grinsen.

P.B.: Ja, also es ist wenige Wochen her, am 15. März war das, glaube ich. Wir sind hier in Zürich und da war auch Klimastreik und die sind auch hier um das ETH-Gebäude gelaufen und den Anfang hat Greta Thunberg gemacht, indem sie ganz alleine sich vor das schwedische Parlament gesetzt hat freitags oder erst auch glaube ich nicht nur freitags, aber dann anschließend immer freitags. Ja, wie schätzt du das ein, wie siehst du das?

N.G.: Also ich habe keine Kinder, deswegen kann ich da relativ entspannt drüber sprechen, auch so die Frage, ob jetzt das Schulschwänzen in Ordnung ist oder nicht, die ist jetzt für mich sozusagen nicht ganz oben auf der Prioritätenliste, würde ich sagen. Also was ich wirklich daran interessant finde, ist erstmal natürlich eine Sache, ich glaube, die alle Leute an Greta interessant finden, ist sicherlich erstmal dieser unbedingte Wille, diese Radikalität, mit der sie das macht und dass sie sich da eben einmal die Woche vor das Parlament gesetzt hat mit diesem Plakat und das einfach so durchgezogen hat und auch gerade in ihrem Alter, dass das jetzt nicht so eine fixe Idee war, sondern eben diese Radikalität auf der einen Seite, und das andere, was mich persönlich oder was ich daran auch wirklich interessant finde, ist sozusagen diese Komplexität, mit der sie über dieses Verhältnis von Politik und Wissenschaft spricht, also es ist einfach sehr gut durchdacht und das interessiert mich als Wissenschaftshistoriker natürlich noch mehr als sozusagen die allgemeine Faszination, die von ihr eben als so eine Jungaktivistin ausgeht, und beides hängt, glaube ich, miteinander zusammen.