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Episode 07 – Evidenzbasierte Medizin und Psychotherapie #Prof. Mathias Berger

Interview mit Herr Prof. Dr. Mathias Berger zum Thema Evidenzbasierte Medizin und Psychotherapie.

Details zur Episode

3 Kommentare

  1. Schöne Folge. Vor allem hat sie bei mir die eine oder andere Anregung zu meiner eigenen Tätigkeit gegeben. Daher erst einmal Danke.

    Ich arbeite mit schwer traumatisierten Kindern und berate – bisher noch eher sporadisch – Pflegefamilien mit traumatisierten Kindern. Diese Arbeit und meine Ausbildung zum Traumapädagogen/traumazentrierter Fachberater haben bewirkt, dass ich eine sehr kritische Haltung zu Therapien rings um Trauma habe. Und es wäre toll, wenn gerade in diesem Bereich evidenzbasiert gearbeitet würde, anstatt von allen möglichen Seiten mit Heilsversprechen gelockt zu werden. Was sich nicht alles therapeutisch nennt, unglaublich. Weit verbreitet sind Medikamentenablehnung, Humbugtherapien und Methoden, die ohne langes Nachdenken über die Kinder geschüttet werden, um es einmal plastisch aus zu drücken.

    Aber daher möchte ich einige Anmerkungen machen. Erstens ist die Wirksamkeit von EMDR – insbesondere bei komplexen Traumatisierungen – bisher in meinen Augen nicht nachgewiesen. Selbst bei „einfachen“ Traumatisierungen existieren mehrere Studien, dass eine Besserung des Zustandes ohne „Augenwackeln“ genauso wahrscheinlich ist. Es scheint vor allem darum zu gehen, dass die „zersplitterte Wahrnehmung“ vervollständigt wird, um sie in der Vergangenheit zu verankern.

    Zweitens kämpfe ich gerade sehr mit der Aussage, die Kranken ähneln sich in ihrer Erkrankung sehr. Ich glaube PTBS ist komplexer. Weil die Ursache der PTBS eine entscheidende Rolle spielt und diese immer wieder Einfluß in die Gegenwart und damit auch in therapeutische Kontexte hat. Dieser Glaube – hey, ich habe ein Werkzeug, dass bei PTBS wirkt, dass wende ich jetzt mal bei allen an – ist leider sehr weit verbreitet und sehr schädlich. Ein Kind, dass mehrere Wochen Hunger erlebt hat, reagiert völlig anders als das, was vor allem unter dem sexuellen Missbrauch durch die Eltern gelitten hat. Und doch ist es wichtig zu schauen, dass geschaut wird, was wirkt und das würde nur mit Studien funktionieren.

    Auch hier noch eine Anmerkung ;-). Mehrfach habe ich versucht an Studien teil zu nehmen. Und ehrlich gesagt bin ich entsetzt, von dem was ich so erleben durfte.
    Bspw. suchte eine Universität Kinder für eine Langzeitstudie. Ich habe mich gemeldet. Aufgrund der Vorgehensweise der Uni kam es nicht zu einer Teilnahme (und ich würde alle Pflegeeltern schlagen, die dies getan haben ;-)). Die Studie ist raus. Das es mit Sicherheit Teilnehmer gab, die nicht bis zum Ende teilgenommen haben, steht nicht drin. Hmmm macht mich sehr skeptisch.

    Nochmal – Danke für diese Folge – viel Erfolg weiterhin.

  2. Die evidenzbasierte Medizin (EBM) in ihrem wesentlichen Bestandteil, der randomisiert-kontrollierten Studie, auf Versuchsbedingungen, die der psychotherapeutischen Situation vollständig unangemessen sind.
    Nichtsdestoweniger benötigt psychotherapeutische Praxis empirisch-nomothetisch
    ermittelte Forschungsergebnisse, auf denen sie klinisch-praktisch aufbauen kann.

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